Der Feinstich

Es ist schwer zu sagen, ob die Zeit bei der Herstellung dieser Kissen keine oder die größte Rolle spielt. Sie ist in jedem Fall reichlich vorhanden, wird nicht verknappt, entzieht sich dem Aufwand-Nutzen-Verhältnis. Nur weil die Zeit im Übermaß zur Verfügung steht, kann der Stich sein eigenes Tempo finden, kann Wege vor und zurücklaufen, kann innehalten und beherzt an neuer Stelle ansetzen. Er kann versuchen das Flirren der Insektenflügel einzufangen und das lautlose Gleiten der Quallenfäden nachzutanzen.

Die Zeit gibt dem Feinstich Entfaltungsfreiraum, stärkt ihn mit Langmut und hält ihm die Ungeduld vom Leib. Sie schenkt ihm die Möglichkeit, sich mit Nebensächlichkeiten zu beschäftigen, das Übersehene hervorzuheben, das Unbeliebte ins Rampenlicht zu ziehen.

Der Feinstich wiederum erhebt das Kissen zum Zierkissen, welches sich erlaubt, den Nutzen in den Hintergrund zu stellen und seinen Schwerpunkt uneingeschränkt auf die Zier zu legen. Er erarbeitet ihm das Recht, nicht als Gebrauchsgegenstand, sondern als Schmuckstück ins Wohnzimmer einzuziehen.


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